Die deutsche Tankstellenlandschaft hat sich seit den 1960er Jahren dramatisch verändert. Im Jahr 1969 gab es mit 46.684 die höchste Dichte an Tankstellen in Westdeutschland.
Seitdem ist die Zahl fast kontinuierlich gesunken. Heute decken die großen drei Ölgesellschaften Aral, Shell und Total mit 38 Prozent über ein Drittel des Tankstellennetzes in Deutschland ab.
Dieser Artikel beleuchtet die historische Entwicklung des Tankstellennetzes in Deutschland und stellt die führenden Marken vor.
Eine aktuelle Umfrage zeigt, welche Tankstellenmarken bei deutschen Verbrauchern besonders beliebt sind.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Anzahl der Tankstellen in Deutschland hat über die Jahre abgenommen.
- Aral, Shell und Total dominieren den Markt.
- Die Geschäftsmodelle der Tankstellen haben sich gewandelt.
- Mittelständische und regionale Anbieter spielen eine wichtige Rolle.
- Die Beliebtheit der Tankstellenmarken variiert unter den Verbrauchern.
Die Entwicklung des Tankstellennetzes in Deutschland
Das Tankstellennetz in Deutschland hat seit den 1960er Jahren eine signifikante Transformation erlebt. Die Anzahl der Tankstellen hat sich über die Jahre dramatisch verändert, beeinflusst von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Faktoren.
Vom Höhepunkt 1969 bis heute
Im Jahr 1969 erreichte die Anzahl der Tankstellen in Westdeutschland mit 46.684 ihren Höhepunkt. Bis 1986 sank die Anzahl auf 18.179, was einem Rückgang von mehr als 60 Prozent entspricht. Dieser Trend setzte sich fort, sodass im Jahr 2018 nur noch 14.118 Tankstellen in Deutschland betrieben wurden.
Der Rückgang der Tankstellen spiegelt veränderte Mobilitätsmuster und wirtschaftliche Konzentrationsprozesse wider. Die Anzahl der Straßentankstellen hat sich seit dem Höchststand um nahezu 70 Prozent verringert, was die grundlegende Umstrukturierung des Marktes verdeutlicht.
Die Wiedervereinigung und ihre Auswirkungen auf den Tankstellenmarkt
Die deutsche Wiedervereinigung führte 1991 zu einem kurzfristigen Anstieg auf 19.013 Tankstellen, als die neuen Bundesländer in die Statistik einbezogen wurden. Trotzdem setzte sich der Konsolidierungsprozess fort. Einige der wichtigsten Veränderungen sind:
- Ein Rückgang der Anzahl der Tankstellen um fast 70 Prozent seit 1969.
- Eine hohe Versorgungsdichte in Deutschland, mit durchschnittlich einer Tankstelle pro 5.800 Einwohner.
- Ein Konzentrationsprozess, bei dem kleinere, unabhängige Tankstellen zurückgedrängt wurden, während große Ketten ihre Marktposition festigen konnten.
Die führenden Tankstellenmarken im deutschen Markt
Die deutsche Tankstellenlandschaft wird von drei großen Marken bestimmt. Diese Unternehmen haben eine umfassende Präsenz in Deutschland und bieten eine Vielzahl von Dienstleistungen an.
Aral: Marktführer mit über 2300 Standorten
Aral dominiert als unangefochtener Marktführer die deutsche Tankstellenlandschaft mit über 2.300 Standorten und einer flächendeckenden Präsenz in allen Bundesländern. Die charakteristische blaue Farbgebung und das markante Logo machen Aral-Tankstellen zu einem festen Bestandteil des deutschen Straßenbilds.
Shell: Zweiter im Bunde mit fast 2000 Stationen
Shell folgt mit knapp 2.000 Stationen auf dem zweiten Platz und setzt besonders auf Premium-Kraftstoffe und ein ausgeklügeltes Kundenbindungsprogramm. Der anglo-niederländische Konzern hat seine Position in Deutschland durch strategische Übernahmen und kontinuierliche Modernisierung seiner Stationen gefestigt.
Total: Der französische Energiekonzern auf Platz drei
Total, der französische Energiekonzern, betreibt rund 1.157 Tankstellen in Deutschland und hat sich als dritte Kraft im Markt etabliert. Zusammen mit Aral und Shell decken diese drei Unternehmen etwa 38 Prozent des gesamten Tankstellennetzes in Deutschland ab.
Die Verteilung der Tankstellen variiert je nach Bundesland erheblich, wobei in Ballungsräumen wie Nordrhein-Westfalen die höchste Dichte zu finden ist. Alle drei führenden Marken haben in den letzten Jahren massiv in die Modernisierung ihrer Standorte und die Erweiterung ihres Serviceangebots investiert.
Mittelständische und regionale Tankstellenmarken
Neben den großen drei Tankstellenmarken gibt es in Deutschland eine Vielzahl mittelständischer und regionaler Anbieter, die das Bild der Tankstellenlandschaft mitprägen. Diese Marken bieten oft einen persönlichen Service und lokale Verbundenheit, was laut einer aktuellen Umfrage bei Kunden sehr geschätzt wird.
Esso, Avia und Jet: Etablierte Alternativen
Esso betreibt mit 961 Standorten ein dichtes Netz an Tankstellen und profitiert von der Zugehörigkeit zum ExxonMobil-Konzern. Die Marke Jet hat sich mit 843 Tankstellen als preisaggressive Alternative etabliert. Avia vereint als Verbund mittelständischer Mineralölhändler 818 Tankstellen unter einem gemeinsamen Markendach.
Raiffeisen, Orlen und weitere regionale Anbieter
Raiffeisen ist mit 713 Tankstellen besonders in ländlichen Regionen stark vertreten. Der polnische Konzern Orlen betreibt unter der Marke Star 582 Tankstellen und hat sich nach der Übernahme der früheren DEA-Stationen fest im deutschen Markt etabliert. Andere regionale Anbieter wie ENI (Agip) mit 468 Tankstellen und Tamoil/HEM mit 411 Tankstellen ergänzen das Bild.
Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass diese regionalen Anbieter bei Kunden oft durch persönlicheren Service und lokale Verbundenheit punkten können. Die Anzahl der Straßentankstellen ist deutlich höher als die der Autobahntankstellen, jedoch sind letztere durch ihre strategische Lage besonders umsatzstark.
Geschäftsmodelle und Strategien der verschiedenen Tankstellenmarken
Geschäftsmodelle von Tankstellenmarken in Deutschland haben eine signifikante Transformation erlebt. Die traditionellen Tankstellen haben sich zu multifunktionalen Dienstleistungszentren gewandelt.
Vom reinen Kraftstoffverkauf zum Convenience-Shop
Moderne Tankstellen erwirtschaften heute bis zu 70 Prozent ihres Gewinns nicht mehr mit Kraftstoffen, sondern mit dem Verkauf von Convenience-Produkten, Backwaren und Dienstleistungen. Eine Umfrage unter Tankstellenbetreibern zeigt, dass die durchschnittliche Verkaufsfläche der Shops in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen ist. Die Anzahl der Tankstellen mit Zusatzangeboten wie Paketservices, Geldautomaten oder Waschstraßen ist im letzten Jahr um 12 Prozent gestiegen.
Preispolitik und Kundenbindungsprogramme im Vergleich
Die Preispolitik variiert stark zwischen den verschiedenen Tankstellenmarken. Freie Tankstellen und Discounter wie Jet bieten oft günstigere Preise an als die Premiummarken. Autobahntankstellen verlangen im Durchschnitt 15-20 Cent mehr pro Liter als Straßentankstellen. Kundenbindungsprogramme haben sich als wichtiges Differenzierungsmerkmal etabliert – von Payback-Punkten bei Aral bis zu Shell ClubSmart oder der TOTAL Card.
| Marke | Preisniveau | Kundenbindungsprogramm |
|---|---|---|
| Aral | Premium | Payback-Punkte |
| Shell | Premium | Shell ClubSmart |
| Total | Mittel | TOTAL Card |
| Jet | Günstig | – |
Fazit: Perspektiven für die Tankstellenbranche in Deutschland
Die Zukunft der Tankstellen in Deutschland wird von Elektromobilität und Digitalisierung geprägt.
Trotz einer sinkenden Anzahl an Tankstellen bleibt die Versorgungsdichte im europäischen Vergleich hoch, wobei deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern bestehen.
Große Mineralölunternehmen investieren verstärkt in alternative Geschäftsfelder und bauen ihr Angebot an Ladestationen für Elektrofahrzeuge aus. Eine aktuelle Umfrage prognostiziert einen Rückgang der Straßentankstellen um etwa 10 Prozent in den kommenden fünf Jahren.
Die Preise werden durch zunehmende Transparenz und Vergleichsmöglichkeiten immer dynamischer.
Regionale Anbieter können durch Spezialisierung und flexible Geschäftsmodelle neben den großen Marken bestehen. Der Tankstellenmarkt wird sich weiter konsolidieren, wobei kleinere, unabhängige Betreiber unter Druck geraten werden.
Die Bedeutung der Autobahntankstellen könnte durch neue Mobilitätskonzepte abnehmen. Insgesamt zeigt sich, dass die Tankstellenbranche in Deutschland vor einem tiefgreifenden Wandel steht.








